Figur

Paper Art

Die in sich ruhende, denkbar solide Maggie ist federleicht, weil aus recycletem Papier hergestellt, wie ihr Alias Madame FAZ bereits andeutet. Sie entstand mit Hilfe einer ungewöhnlichen Technik, die ich von einem israelischen Künstler erlernt habe.

 

Karin Kugler im Gespräch - November 2016

 

Lebensbilder

Die Zunahme fotografischer Porträts durch Kameratelefone stärkte den Wunsch nach Alternativen, die mehr offenbaren als die äußerste Hülle. Lebensbilder zeigen Akteure in ihrem angestammten Lebensraum. Ich habe ca. vierzig Jahre an dieser Art der Darstellung gearbeitet, die Höhen und Tiefen gelebten Lebens sichtbar macht. Es geht weder um akribische Abbildung nebensächlicher Kleinigkeiten, noch um eindrucksvolle Posen. Was ich suche und finde, sind Ausdruck und Ausstrahlung. Ich male Personen nicht, wie sie aussehen, sondern sind. Und dennoch sehen sie sich ähnlich.

Bei einem ersten Besuch im Atelier mache ich Zeichnungen, Fotos und ein Interview. Je nach Bedarf folgen kurze Sitzungen im Atelier.

 

Was interessiert dich an einem Modell?

Als ich mir vor langer Zeit diese Frage stellte, bin ich der Physiognomikerin Anna Maria Schneider begegnet, die über die Lebensbilder-Fotos sagte, dass ich Persönlichkeiten und ihre Charakteristika punktgenau getroffen hätte. Aber zurück zur Frage: Meine Modelle wissen um ihre Stärken und Schwächen und leben ihr Leben - mit allem, was dazugehört.

 

Was interessiert dich am Akt?

Ich male sinnliche Präsenz in Blick, Gestik und Bewegung. So wird erotische Ausstrahlung spürbar. Generell ist beim Malen von Menschen die Fähigkeit des Aktzeichnens unverzichtbar, weil das Modell nackt skizziert und dann gewissermaßen angezogen wird. Malt man hingegen von außen nach innen, sitzt die Kleidung nicht.

 

The Winner is … Frauenrecht gestern, heute, morgen

Der Bund Internationaler Künstler wählte 2015 das Thema Frauenrecht für eine Ausstellung in Bochum. Mein Beitrag war ein offenbar zeitloses Gemälde, das ich zehn Jahre zuvor gemalt hatte, und das verdeutlicht, wie aktuell Frauenrechte sind und sein werden. Anlass war mein Ausstieg aus der Wirtschaft und Fortsetzung meines Studiums der Malerei. Das Thema ist heute dringlicher denn je, denn es stellt sich die Frage: Wie gestalten sich Frauenrechte in unmittelbarer Zukunft? Das Bild spiegelt meine Erfahrung im Management eines internationalen Unternehmens. Eine Gestalt auf der linken Seite im Hintergrund mit offenem Blick und Verschleierung als Schutz repräsentiert Frauen, deren Rechtslage sich von der unseren unterscheidet. Mitten im Bild steht als Warnung das Ausrufezeichen mit maskenhaften Frauengesichtern - oder sind es die von Männern?

In unserem Kulturkreis können Frauen inzwischen Karriere machen und haben - nicht zuletzt dank Frauenrechtsorganisationen und -aktivistinnen - viel erreicht. Nun gilt es, das global auszuweiten.

Als langjähriges Mitglied eines Frauennetzwerks, das 14 Länder umfasst, erkenne ich ein Ungleichgewicht in Unternehmen, besonders auf der mittleren Führungsebene. Will frau das Ruder in Ellbogenmanier herum- und die Macht an sich reißen? Oder nutzen jüngere Frauen ihre Rechte, praktizieren eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und holen Kollegen ins Boot, statt sie auszubooten? Meine Erfahrung zeigt, dass sich Frauen ihrer Rolle bewusst sein und sich sowohl auf Weiblichkeit wie auf Kompetenz berufen sollten.

 

 

Landschaft

Warum malst du eine Szenerie oder Pflanze, statt sie 'nur' zu betrachten?

„In jedem Bild, das der Maler macht, muss ein Rätsel bleiben.“ (Umberto Eco)

Man kann keinen Sonnenuntergang abmalen, aber, davon angeregt, Farbe auf Leinwand verteilen, und der Sonnenuntergang ist da. Stimmung hingegen kann man ausdrücken, wie in den Lanzarote-Bildern: Nicht die Häuser sind interessant, sondern was mit dir auf Lanzarote passiert. Wenn z.B. eine Blüte aufwacht, ist es spannend, sie in sämtlichen Stadien zu beobachten, ihr Wesen zu erfassen und es malerisch umzusetzen.

Zauber entsteht, wo Spannung ist. Wir sind den Gesetzen der Natur unterworfen, andererseits können wir kreativ sein. Doch Kunstwerke werden von Künstlern geschaffen, nicht von der Natur.

 

Ich sehe was, was du nicht siehst   oder  Now You! See It, Now You Don't

Menschen finden gern Bekanntes im Unbekannten. Bietest du absichtlich die Möglichkeit spielerischen Entdeckens?

Ja, und zwar die Möglichkeit, Bekanntes neu zu entdecken. Bilder müssen offen bleiben. Man braucht nicht viel über Kunst zu wissen, aber es ist wichtig, sich dafür zu interessieren. Künstler träumen und realisieren - gleichzeitig. Diese Spannung macht ein Kunstwerk aus.

 

Stillleben

Wie kamst du zum Golfspiel?

Ich habe seinerzeit für VIPs deutscher Unternehmen die Teilnahme an der Golf Open Championship in Gleneagles, Schottland, vorbereitet, durchgeführt und mich entsprechend informiert. Golf lässt die Farben der Jahreszeiten erleben, schafft Lebensqualität und -freude. All diese Merkmale sind von Bedeutung, und deshalb habe ich meine Kompositionen in frohen und aktiven Farben gemalt. Ich stelle nicht die Regeln, sondern das Wesen des Spiels dar.

 

Was haben Schuhe, das andere Kleidungsstücke und Accessoires nicht haben?

In allen Lebenslagen tut man mit Schuhen letzte und erste Schritte. So stand ich eines Tages vor meinem Schrank und machte eine Entdeckung: Die Regale enthielten alle erdenklichen Arten vom Hochhack bis zum Wanderschlappen. Das Licht auf einem lackierten Absatz schoss aufmunternd durch den Raum, während der Schaft der Winterstiefel etwas geknickt auf Schnee wartete. Und so beschlich mich der Verdacht, dass Schuhe Persönlichkeiten sind, die sich malerisch ausdrücken lassen.Schuhe sind Persönlichkeiten, die sich malerisch ausdrücken lassen.

 

Kann man sich Malen und Zeichnen nicht selbst beibringen?

Ohne Kenntnis von Material, Technik und Ausdruck bleibt so manche Bemühung stecken. Kunst kann man nicht lehren, aber wer sich auskennt, kann durch Vermittlung des Instrumentariums helfen, Visionen zu verwirklichen. Wer auf handwerkliche Grundlagen und die Kenntnis des aktuellen Kunstgeschehens verzichtet, muss Vorhandenes wiederholen oder womöglich erfinden. Tut man aber nur, was man kann, bleibt man, was man ist. Die Fragen, die sich KünstlerInnen stellen, lauten: Wo stehe ich? Wofür stehe ich? Und schließlich: Wer bin ich? Kann ich meine persönlichen Auffassungen in Formen übertragen, die Anderen zugänglich sind, entsteht Kunst.

 

Kannst du dich an Arbeiten oder KünstlerInnen erinnern, die dich nachhaltig beeindruckt haben?

Ja, beispielsweise an meinen ersten Lehrer Wolfgang Becker, Gründer und ehemaliger Leiter der wfk Wiesbadener Kunstschule, der sagte: „Ein Bild ist eine geistige Aussage“ oder „vor einem Kunstwerk muss man Gänsehaut bekommen.“

 

Sind Titel wichtig?

Seit meiner ersten, vor zwanzig Jahren kreierten Webseite, ja. Vorher waren meine Bilder ausnahmslos mit „o.T.“ beschriftet, um Ihnen zu überlassen, was Sie sehen. Nur wenn das Bild individuelle Aussagen vermittelt, ist es gelungen. Doch aus Gründen der Dokumentation geht es heute nicht mehr ohne Titel. Außerdem können sie eine Art Sehhilfe sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

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